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Wiesenblume des Monats Juni 2018
Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense)
Vom Sterben der blauen Blumen
Die "Blaue Blume" ist nicht nur ein Grundmotiv der Romantik, sie markiert, vereinfacht dargestellt, ebenso viele anspruchsvolle Blumenwiesen aus der Perspektive des Naturschutzes. Denn während "Weiß" und "Gelb" noch eine Weile im Gräsermeer als Blütenfarbe mithalten können, allen voran der Wiesen-Kerbel und der Löwenzahn, verschwinden die blauen Wiesenblumen, also z.B. Glockenblume, Witwenblume, Thymian und eben der Wiesen-Storchschnabel relativ bald, wenn die Pflege nicht mehr stimmt und zu intensiv wird.
Dabei ist der Wiesen-Storchschnabel mit seinen großen Einzelblüten und seiner stattlichen Erscheinung eigentlich eine durchsetzungsstarke Art, die auch mit der aufkommenden Brennnessel durchaus mitzuhalten weiß. Eine häufige Mahd mögen sie allerdings beide nicht.
Bemerkenswert ist der Schleuderapparat der Samenstände des Storchnabels. Mit der Reife gerät der langgestreckte, schnabelartige Samenstand (Name!) derart unter Spannung, dass er längs aufplatzt, sich spiralartig zusammenrollt und dabei die in kleinen Taschen liegenden, großen Samen ruckartig hinausschleudert. Diese Minikatapulte werfen ihre Fracht meterweit in die umliegende Wiese hinein und sind ein gutes Beispiel der Bionik (Übertragen von Phänomenen der Natur auf die Technik).
Auf verschiedenen Storchschnäbeln, so auch auf dem Wiesen-Storchschnabel, lebt der flügeloberseits dunkelbraun gefärbte, nur weiß geränderte Storchschnabel-Bläuling. Er ist auf den Erhalt der Futterpflanzen über das ganze Jahr hindurch angewiesen, an deren Fuß er als Raupe überwintert. Er überlebt daher am ehesten in Säumen und verbrachten Wiesen, die nicht befahren werden. Wie von einem Bläuling zu erwarten, geht auch er ein Verhältnis mit Ameisen ein, jedoch locken seine Raupen die Ameisen lediglich durch süße Ausscheidungen zum eigenen Schutz an. Die Raupen werden nicht wie beim Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling ins Ameisennest geschleppt und dort ernährt. Der Storchschnabel-Bläuling ist deutschlandweit stark gefährdet und erreicht in NRW seine nördliche Verbreitungsgrenze. In NRW ist er ausgestorben. Der Kleine Sonnenröschen-Bläuling kann dagegen als Raupengast gefunden werden.
Die BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg stellt jeden Monat eine typische Wiesenblume aus der Region vor. Das regionale Wiesen- und Weidenzentrum des BUND Rhein-Sieg-Kreis wird von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen (SUE) gefördert. Es hat das Ziel, den Blick für die allgegenwärtige Verarmung der heimischen Landschaft zu schärfen und im Gegenzug artenreiche Wiesen und Weiden wieder erlebbar zu machen.