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Wiesenblume des Monats Februar 2018
Hohe Schlüsselblume (Primula elatior)
Die Hohe Schlüsselblume ist eine Art der feuchteren Edellaubwälder und der Hartholzauen. Sie wächst an Bachrändern und zeigt lehmigen, nährstoffreichen, nur mäßig sauren Boden an. Sie trägt ihren zweiten deutschen Namen – "Wald-Schlüsselblume" – völlig zu Recht. Sie wächst aber ebenso auf wenig genutztem, feuchtem Grünland in großer Zahl und sorgte dort noch vor wenigen Jahrzehnten für eine eindrucksvolle blassgelbe Blütenpracht im Frühjahr. Nicht so im Rhein-Sieg-Kreis. Dort ist die Art massiv auf dem Rückzug. Es bedarf einer langen Suche, ehe man z. B. im Naturschutzgebiet des Naafbaches in Lohmar noch Hohe Schlüsselblumen in einer Wiese findet.
Bereits jetzt, weit vor der Blüte im März, heben diese schönen Stauden ihre sehr brüchigen Blütentriebe aus der Wiesennarbe. Sie sind daher schon früh besonders anfällig für alle landwirtschaftlichen Bodenarbeiten wie das Abschleppen der Wiesen, die selbst in den Schutzgebieten in der Regel bis Mitte März erlaubt sind. Diese Frist schützt zwar Wiesenvögel wie das Schwarzkehlchen mit seinen Bodennestern, nicht aber die Artenvielfalt der Blumen.
Betroffen ist auch die Echte Schlüsselblume (Primula veris), deren Blüten kleiner, aber deutlich satter gelb gefärbt sind. Im Vergleich zur Hohen Schlüsselblume benötigt sie basischere, trockenere, ärmere und hellere Standorte. Auch sie ist aus dem Wirtschaftsgrünland und im Rhein-Sieg-Kreis nahezu völlig verschwunden. Im Kreisgebiet ist sie am ehesten noch im Siebengebirge zu finden.
Der BUND bittet um mehr Rücksichtnahme auf die noch vorhandenen Bestände der wilden Primeln. Möglich ist es, dort wo Schlüsselblumen in den nicht bewirtschafteten Rainen noch blühen, mehr Abstand zu halten und einen Streifen von mehreren Metern am Wiesenrand bei den Bodenarbeiten auszusparen. Das Abschleppen sollte zumindest nicht in jedem Jahr die gesamte Wiese oder Weide erfassen.
Je früher die Wiesenblumen klimabedingt mit ihrem Wachstum loslegen, desto schwerwiegender greifen auch ehemals traditionelle und verträgliche Wirtschaftsweisen wie das gelegentliche Abschleppen der Wiesen in die Artenvielfalt negativ ein. Dazu kommt die deutliche Zunahme des Abschleppens. Leistungsstarke Maschinen erlauben ein zügiges Arbeiten auf großen Flächen mit schweren Geräten. Die moderne Silagewirtschaft verlangt zudem, im Gegensatz zum traditionellen Heu, ein noch saubereres Schnittgut. Anderenfalls drohen Gärverluste im Wickelballen.
Zum Schutz artenreicher Wiesen gehört daher auch eine Wertschätzung und Stärkung der Heuwirtschaft und die gezielte Förderung noch verbliebener Wildblumenbestände.
Die BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg stellt jeden Monat eine typische Wiesenblume aus der Region vor. Das regionale Wiesen- und Weidenzentrum des BUND Rhein-Sieg-Kreis wird von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen (SUE) gefördert. Es hat das Ziel, den Blick für die allgegenwärtige Verarmung der heimischen Landschaft zu schärfen und im Gegenzug artenreiche Wiesen und Weiden wieder erlebbar zu machen.