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Streuobstwiesen
Sind Sie schon einmal bei schönem Wetter durch die Landschaft gelaufen und haben eine Wiese mit dem Schild "Streuobstwiese" gesehen? ....und haben Sie das Schild gelesen? Sollte dies nicht der Fall sein, wollen wir Sie nun über den Sinn und Zweck sowie die Geschichte der Streuobstwiese informieren.
Seit wann gibt es Streuobstwiesen?
Der Begriff Streuobstwiese setzte sich in den 1940er Jahren durch, zuvor wurden diese nur als Obstwiesen bezeichnet. Nach dem dreißigjährigen Krieg wurden vermehrt Obstbäume zur Selbstversorgung angepflanzt. Aus der Selbstversorgung entwickelte sich ein Absatzmarkt für diese Produkte, so wurden Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen etc. als Tafelobst, Most oder Schnaps angeboten. Eine Zeitlang wurde die Anpflanzung von Obstbäumen sogar staatlich gefördert, dieser Trend kehrte sich mit dem Fortschreiten der Industrialisierung und dem gesteigerten Einsatz moderner Technik um, man kam von der Bewirtschaftung der Obstwiesen ab. Vermehrt wurden Streuobstwiesen in Ackerland umgewandelt, der Staat subventionierte diese Maßnahmen sogar. Die Bewirtschaftung der Flächen wurde zunehmend unrentabel, oft jedoch wegen abweichender betrieblicher Orientierung und Spezialisierung der landwirtschaftlichen Betriebe. Denn bei ausreichender Flächengröße und den richtigen Vermarktungswegen haben auch Hochstammobstwiesen noch einen wirtschaftlichen Erfolg aufzuweisen.
Ab den 1920er Jahren wurde in den Hochertragszonen, z.B. im Vorgebirge, zunehmend mehr Fläche für Obstplantagen mit niedrigstämmigen Obstgehölzen verwendet, da die Ertragsleistung die der Streuobstwiesen deutlich übersteigt, die Ernte einfacher und sicherer ist. Zudem setzt der Ertrag bei den Niederstämmen viel früher ein. Ein weiterer Punkt war das Flächenwachstum der Ortschaften - Obstwiesen wurden zu Baugrundstücken und mussten neuen Häusern und Straßen weichen.
Heute finden wir viele der noch übrig gebliebenen Steuobstwiesen in desolatem Zustand, die Besitzer haben oft weder Zeit noch Lust, sich um die Pflege der Grundstücke zu kümmern.
Was macht den besonderen Wert der Streuobstwiese aus?
Streuobstwiesen bieten vielfältigen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum, bei guter Pflege der Streuobstwiese kann die Artenvielfalt erhöht werden. Vielen Tieren, welche auf der Roten Liste stehen, kann hier ein Lebensraum geboten werden. Insbesondere Vögel, Käfer, Schmetterlinge und Kleinsäuger profitieren von dem reichhaltigen Angebot an Höhlen, Blüten und herabfallenden Früchten. Wichtige Arten sind dabei z.B. der Steinkauz, Sieben- und Gartenschläfer, Grünspecht, Wendehals und Neuntöter. Als wertsteigernd wirkt die Kombination aus freistehenden Bäumen und Grünland, in gewisser Weise überlagern sich hier also Biotope, was zur hohen Artenzahl beiträgt.
Streuobstwiesen können mit vielfältigen Produkten den regionalen Markt bereichern, insbesondere kann die Nachfrage nach ungespritztem Obst über sie gedeckt werden.
Kulturlandschaft und Biotop
Welche Ziele werden bei der Anlage von Streuobstwiesen verfolgt?
Streuobstwiesen sind ein wichtiger Bestandteil der Kulturlandschaft und prägen das Landschaftsbild.
Der Anteil der Streuobstwiesen an der Gesamtfläche nimmt in Deutschland stetig ab. Der BUND will diesen Trend aufhalten und widmet sich der Pflege dieser Wiesen.
In Nordrhein-Westfalen gibt es noch viele hundert traditionelle Obstsorten, die dem Klima und den Böden der jeweiligen Region bestens angepasst und wenig empfindlich sind. Sie sind ein kostbares Kulturgut, das es zu bewahren und weiterzuentwickeln gilt.
Als Möglichkeiten stehen uns hier langfristige Pachtverhältnisse oder der Kauf geeigneter Flächen zu Verfügung. Da Streuobstwiesen nicht sich selbst überlassen werden können, müssen regelmäßige Pflegeaktionen stattfinden. Hierzu gehört die Sanierung des bestehenden Altbaumbestandes, Entbuschung und Neuanpflanzungen. Um die Lebensdauer der Obstbäume zu erhöhen, müssen diese, allerdings abhängig von der Sorte, regelmäßig ausgeschnitten werden. Bei guter Pflege können die Bäume ein Alter von bis zu 100 Jahren erreichen. Doch auch Totholz sollte nicht direkt entsorgt werden, es kann u.a. kleinen Tiere als Unterschlupf dienen. Um den Wildwuchs (Verbuschung) zwischen den Obstbäumen gering zu halten, ist es sinnvoll, diese Flächen zu mähen oder als Weidefläche beispielsweise für Schafe zu nutzen.
Seit dem Jahr 2002 gibt es ein Modellprojekt "Obstwiesenschutz in NRW", welches vom MUNLV gefördert wird und durch die EU und das Land NRW finanziert wird. Im Rahmen dieses Projekts gibt es nun auch fest angestellte Obstwiesenberater, welche den Interessierten mit Rat und Tat zu Seite stehen.
Für die verschiedenen Landschaftsräume in Nordrhein-Westfalen wurden Obstlisten erstellte, in denen altbewährte, robuste Obstsorten zusammengestellt wurden. An diesen kann man sich bei Planung und Kauf orientieren.
Für folgende Regionen steht eine Liste zu Verfügung:
Sie können diese Listen unter folgendem Link abrufen: hier klicken
Ich habe ein Grundstück mit altem Obstbaumbestand, kann aber weder genug Zeit noch Geld für die Pflege aufwenden. Welche Möglichkeiten gibt es?
Viele Grundstücksbesitzer wissen nicht wohin mit ihrer alten Streuobstwiese, zumal, wenn sie nicht als Baugrundstück geeignet ist.
Es besteht die Möglichkeit, dass der BUND die Flächen übernimmt. Beachten Sie jedoch, dass der BUND nicht jedes Grundstück kaufen oder pachten kann und bei einer Kaufoption keine Höchstpreise zahlen kann.
Sollten Sie dennoch Interesse haben, rufen Sie uns an, gerne kommen wir für eine Besichtigung vorbei.
Neuanlage und Pflege von Streuobstwiesen durch den BUND RSK
Sie möchten auf Ihrer Obstwiese oder in Ihrem Hausgarten altbewährte, regionale Obstsorten pflanzen?
Der BUND Rhein-Sieg-Kreis verfügt über die Empfehlungslisten regionaler Sorten des BUND NRW, der Landwirtschaftskammer Rheinland sowie der unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises. Der Kreis (untere Landschaftsbehörde, Kreishaus, 53721 Siegburg, Tel.: 02241-13-0) unterhält zudem ein Obstbaum-Förderprogramm, es sind also auf Antrag sogar finanzielle Hilfen möglich.
Sie suchen eine Verkaufsstelle von naturtrübem, regional erzeugtem Apfelsaft in Ihrer Nähe?
Die Biologische Station Rhein-Sieg-Kreis produziert lokalen Obstsaft, der sowohl in der Biologischen Station als auch in den Bioläden eingekauft werden kann.
Sie möchten gern altbewährte, hochstämmige Obstbäume anpflanzen und hätten gern mehr hierüber gewusst?
Sie suchen eine Obstbaumschule in Ihrer Nähe?
Sie möchten beim Obstwiesenschutz mitarbeiten?
Dann sprechen Sie uns an, wie helfen gerne weiter!
Die Kreisgruppe BUND Rhein-Sieg betreut selber mehrere Streuobstwiesen
Alfter (Ute Köhler, Tel.: 0228 - 2438257)
Bornheim-Brenig (Ute Köhler, Tel.: 0228 - 2438257) / Fotos zur Streuobstwiese: hier klicken
Lohmar-Saal (Irmhild Schaffrin, 02247 - 74144) / Fotos zur Streuobstwiese: hier klicken
Niederkassel (Heiner Tacke, 02208 - 72924) / Fotos zur Streuobstwiese: hier klicken
Sankt Augustin-Schmerbroich (Achim Baumgartner, 02241 - 145 2000) / Fotos zur Streuobstwiese: hier klicken
Windeck-Leuscheid (Paul Kröfges, 02292 - 681642)
Lust mitzuhelfen?
Vielleicht haben Sie nun auch Lust bekommen ein wenig mitzuhelfen, der BUND freut sich immer über motivierte Helfer.
Gerne können Sie sich unter folgender Nummer bei uns melden: Achim Baumgartner, Telefon 02241-145 2000. Oder Sie schicken uns eine E-Mail: info@bund-rsk.de
Unter der Rubrik " Veranstaltungen" auf der BUND-Internetseite finden Sie zudem Termine rund um den Umwelt- und Naturschutz.