BUND Rhein-Sieg-Kreis

Offenbar weiterer unerlaubter Baufortschritt am Golfplatz Wahlscheid -
BUND schaltet Behörden ein

Lohmar, 30.3.2007: Die unendliche Geschichte um den Golfplatz oder besser gesagt, um die Golfplätze in Lohmar-Wahlscheid nimmt kein Ende. Nach mehreren Konflikten in der Vergangenheit finden nun Erdarbeiten auf dem Gelände des geplanten zweiten Golfplatzes an der Agger statt - allein, eine Baugenehmigung für den Golfplatz liegt noch gar nicht vor. Selbst die benötigte Änderung des Flächennutzungsplanes ist noch nicht rechtskräftig. Dies ist Anlass für den BUND, die untere Landschaftsbehörde und die Stadt Lohmar einzuschalten und den Baustopp einzufordern. Außerdem, so meinen die Naturschützer, verliere der Betreiber, sofern er den Weiterbau zu verantworten hat, nun endgültig seine Glaubwürdigkeit, eine Baugenehmigung sei dann dauerhaft zu verwehren, da die Beachtung der erforderlichen Umweltauflagen offenkundig nicht zu erwarten sei.

Doch der Reihe nach:
Die Kreisgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V. hatte in einem eigenen Gutachten im Sommer 2006 festgestellt, dass die Kompensationsmaßnahmen für den bestehenden 18-Loch-Golfplatz am Schloss Auel nicht ausreichend umgesetzt worden waren, was ein schlechtes Licht auf den Betreiber wirft. Trotzdem beantragte er unbeeindruckt einen weiteren, unmittelbar angrenzenden zweiten 9-Loch-Golfplatz. Doch noch während das hierfür notwendige Bauleitplanverfahren bei der Stadt läuft, begann er im Frühjahr 2006, mageres Grünland umzubrechen und schon einmal Golfrasen einzusäen. Das ist eine unerlaubte Handlung, die seitens der unteren Landschaftsbehörde auch verfolgt wurde. Die daraufhin von der Behörde geforderte Ansaat von Wildkräutern geschah angeblich. Gleichwohl finden sich, trotz der teuren Kräuteransaat, im Gelände keine entsprechenden Keimlinge. Ein Schelm, wer nun vermutet, das wertvolle Saatgut sei nie aufgebracht oder absichtlich zu Tode gemäht worden.
Derweil betreibt die Ratsmehrheit im Stadtrat ungeachtet der Ereignisse mit Nachdruck das Bauleitplanverfahren für den Golfplatz, sozusagen zur Belohnung des Betreibers. Dabei stört sie auch wenig, dass die Fläche im Landschaftsschutzgebiet liegt und etwa ein Drittel sogar im Regionalplan als "Bereich für den Schutz der Natur" festgesetzt worden ist. Bei fachgerechter Rechtsanwendung verbietet sich daher an dieser Stelle ein Golfplatz, zumal der Wohnbevölkerung im Ort damit die letzten haus- und naturnahen Spielräume für ihre Kinder verloren gehen. Da die Fläche ab und an überschwemmt wird, sieht der BUND zudem Risiken für den Fischartenschutz, da mit einem gewissen Pestizideintrag aus dem Golfplatz zu rechnen ist. Im Verfahren legte der BUND eine Stellungnahme eines Fachanwaltes aus Burgwedel bei Hannover vor, der die Notwendigkeit einer korrekten FFH-Verträglichkeitsprüfung bestärkte.
Während nun das bei der Stadt inzwischen abgeschlossene Bauleitplanverfahren bei der Bezirksregierung zur Genehmigung liegt, scheint dem Betreiber der Geduldsfaden zu reißen. Kurzerhand erfolgen seit einigen Tagen draußen im Gelände, ohne dass eine Baugenehmigung vorläge, weitere Erdarbeiten, die nur zu einem Golfplatz passen können.

Der BUND sähe in dem befürchteten illegalen Bau eine wiederholte Missachtung geltender Rechtsnormen. "Stimmt unser Verdacht des illegalen Weiterbaues - und dafür spricht einiges - , wäre das Maß voll!", bilanziert Achim Baumgartner aus dem Kreisvorstand des Naturschutzverbandes. "Jetzt sei es an der Zeit, dem Betreiber die Rote Karte zu zeigen und den zweiten Golfplatz seitens der Stadt aufzugeben - zum Schutze des Allgemeinwohls. Nähmen die Stadt Lohmar und die Ratsmitglieder der Gemeinde solche Possenspiele seitens des Betreibers einfach hin, riskieren sie ihre eigene Glaubwürdigkeit!".

V.i.S.d.P.
BUND Rhein-Sieg-Kreis
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Golfplatz Wahlscheid: Es wird wieder gebaggert - ohne Genehmigung
(Foto: A. Baumgartner, 2007)