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Pressemitteilung vom 23.05.2007

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Wasserpolitik im Kreis ist eine Katastrophe!


Rhein-Sieg-Kreis, 23.5.2007: Die gestrigen Gewitter haben es wieder besonders eindrucksvoll gezeigt! Die Art und Weise, wie im Rhein-Sieg-Kreis noch immer Regenwasser von Straßen, Plätzen und Dächern entsorgt wird, ist katastrophal. Innerhalb von nur einer Stunde (!) stieg durch ein kurzzeitiges Gewitterereignis gestern Abend der Wasserstand der Sieg von ca. 45cm auf fast 70 cm an, also auf ca. 150%! Eine derart schnelle Reaktion eines Gewässers dieser Größenordnung auf ein so kurzes Regenereignis ist absolut untypisch und extrem bedenklich. Solche Flutwellen entstehen durch die unbedachte und massenhafte Einleitung von Regenwasser aus der Getrenntkanalisation.

Für die Tiere an und im Gewässers sind derartige Megaereignisse extrem schädlich, vor allem deshalb, wenn sie unnatürlich oft und schnell auftreten. Denn solche Flutwellen überschwemmen schlagartig Nester am Ufer, zahlreiche Tiere, auch Jungfische, werden aus ihren Verstecken abgetrieben und damit leichte Beute für Beutegreifer.

Besonders negativ wirkt sich die Schlammfracht aus. Die vom Regenwasser eingespülten Feinstaubpartikel verstopfen das lebenswichtige Porensystem der Flussbetten, dem eigentlich Ort des Lebens und die Kinderstube zahlreicher Arten in den Fließgewässern. Mit dem Staub, der etwa durch den Abrieb von Reifen entsteht, gelangen außerdem zahlreiche giftige Schadstoffe ins Gewässer. Zudem schlagen Temperatur und pH-Wert des Flusswassers durch die Direkteinleitung von Niederschlagswasser Purzelbaum. Natürliche Fließgewässer speisen sich durch seitlichen Grundwasserzutritt, niemals
durch Regenwasserzuflüsse, sie sind in ihren Veränderungen daher stets ausgeglichen und langsamer.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nimmt das gestrige Gewitter erneut zum Anlass, die untere Wasserbehörde und die Gemeinden daran zu erinnern, dass die Wasserrahmenrichtlinie der EU bis zum Jahre 2015 umgesetzt worden sein soll. Bis dahin sollen die Gewässer in einen guten naturnahen Zustand zurückversetzt worden sein. Dazu ist es notwendig, (nahezu) alle Regenwassereinleitungen in die Gewässer zu unterbinden. Ein enormer Planungsund Investitionsstau zeichnet sich somit ab, jede Kommune ist aufgerufen, für ihre Gemeinde entsprechende Versickerungskonzepte zu entwerfen und der Kreis verantwortlich, darüber zu wachen. Die wenigsten Kommunen gehen hier mit gutem Beispiel voran. Die Regel sind immer neue Einleitungen in natürliche Fließgewässer, so in Neunkirchen-Seelscheid oder Windeck. Sankt Augustin entwässert gleich das Regenwasser von halb Niederpleis in den Pleisbach – ein riesiges Problem.

V.i.S.d.P. Achim Baumgartner
BUND Rhein-Sieg-Kreis
Steinkreuzstraße 14
53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241- 2007566

Einleitungsstelle für Niederschlagswasser in den Pleisbach in Sankt Augustin-Niederpleis
(Foto: A. Baumgartner)

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