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Der Ausbau von Weldergoven ist das falsche Signal !
Hennef, 19.10.2007: Das Projekt der Hennefer Stadtplanung, ausgerechnet in Weldergoven mehrere hundert neue Wohneinheiten zu bauen, ist aus mehrfacher Hinsicht nicht zeitgemäß. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) appelliert daher an die Hennefer Kommunalpolitik, das Projekt endlich aufzugeben.
Demographie: Der demographische Wandel betrifft auch den Rhein-Sieg-Kreis. Die Zahl der Familien nimmt spätestens in zehn bis fünfzehn Jahren deutlich ab, allein der Anteil der älteren Menschen wird, auch durch Zuzug aus den ländlichen Gemeinden, weiter ansteigen. Der Bau immer weiterer Einfamilienhausgebiete führt daher für den Wohnungsmarkt in eine Sackgasse. Sehr bald schon wird ein Überangebot von Einfamilien- und Reihenhäuser den Markt beherrschen und den Immobilienpreis in den Keller treiben. Das Neubauprojekt der Stadt ist daher kontraproduktiv, da es die Marktlage weiter am Bedarf vorbei verzerrt. "Das Projekt verschafft den Investoren kurzfristige Gewinne auf Kosten der Bevölkerung, die sie mit dem Wertverlust ihrer Eigenheime gegenfinanzieren müssen!", ärgert sich Achim Baumgartner, Sprecher des BUND im Rhein-Sieg-Kreis, über die kurzfristige Perspektive der Stadt.
Kosten: Doch auch für die Stadt sieht das Geschäft bei näherer Betrachtung schlecht aus. Ein Festhalten an der Planung zwingt die Stadt Hennef zu immer neuen Vorleistungen für die Erschließung und Versorgung. Eine Refinanzierung erscheint angesichts der demographischen Entwicklung fraglich. Doch selbst bei einer erfolgreichen Vermarktung wird die Stadt ‚draufzahlen'. Immer deutlicher werden die Hinweise in der Städtebauforschung, dass das Ausweisen von Neubaugebieten für die Kommunen ein dauerhaftes Zuschussgeschäft darstellt. So geht einen laufende Studie des Institutes für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen (ILS) von ca. 200,- EURO jährlicher Infrastrukturkosten pro Wohneinheit (hier ein Mischwert verschied. Wohnformen) aus, von denen ca. 80% dauerhaft von den Kommunen zu tragen sind.
Naturschutz: Die Siegaue hat in den letzten Jahrzehnten ca. 60% ihrer Überschwemmungsaue verloren, hochwassersichere Randlagen wurden ohnehin großzügig bebaut. Das grüne Band aus Auwäldern und Feuchtwiesen sowie an angrenzenden hochwassersicheren Rückzugsflächen für die Tiere ist somit im Vergleich zu den Möglichkeiten in einem schlechten Zustand. Der hohe Erholungsdruck und die Zerschneidung durch Straßen tragen ihr übriges dazu bei, die Artenvielfalt an der Sieg zu drücken. Typische Vertreter wie der Fischotter oder die Flussseeschwalbe fehlen daher, andere benötigen alle noch verbliebenen Restflächen (z.B. der Weißstorch).
In diesem Kontext ein Neubaugebiet just auf einer der wenigen Freiflächen zu positionieren, die noch einen nahezu ungehinderten Anschluss an die Siegaue aufweisen und die außerdem an das Naturschutzgebiet Dondorfer Seen unmittelbar angrenzen, ist daher schlicht rücksichtslos. Die Stadt Hennef als Flächengemeinde hätte zahlreiche Möglichkeiten, alternative Baufelder in verträglicherer Lage zu entwickeln.
"Die Entwicklungsperspektive für die Siegniederung hin zu einem hochwertigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen hat die Stadt bei ihrer Entscheidung offenbar übersehen", zeigt sich der Naturschutzvertreter deshalb enttäuscht. Nun fordert der BUND erneut ein Umdenken und die Aufgabe des Projektes ein. Um die Biodiversität langfristig zu sichern, werden alle siegnahen Flächen und diese möglichst zusammenhängend benötigt.
V.i.S.d.P.
Achim Baumgartner
BUND Rhein-Sieg-Kreis
Steinkreuzstraße 14
53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241-2007566