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Pressemitteilungen > 2018
Multiresistente Keime auch in Sieg und Agger
Fünf vom BUND gezogene Wasserproben zeigen teils erschreckende Ergebnisse
Um zu klären, in welchem Ausmaß multiresistente Erreger, im folgenden auch Keime oder Bakterien genannt, an Sieg und Agger auftreten, hat die Regionalgruppe Köln des BUND Mitte Juli auch hier Proben fachgerecht entnommen und an der Ruhr Universität Bochum untersuchen lassen. Ähnlich wie in den Kreisen Borken und Viersen sowie in der Ruhr (Untersuchungen des WDR) wurde der BUND auch hier fündig, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß.
An folgenden Stellen wurden am 10. Juli 2018 Proben entnommen:
1. Gierzhagener Bach (Siegzufluss) – hinter Ortslage Windeck-Mittel
2. Sieg, ca. 200 m hinter Kläranlage Rosbach (linke Siegseite)
3. Sieg, ca. 2,5 km hinter Kläranlage Eitorf, 500m hinter Campingplatz Happach (unter der Brücke nach Merten)
4. Agger, Oberhalb von Engelskirchen- Ründeroth
5. Agger, ca. 110m hinter dem Zulauf der Kläranlage Engelskirchen-Ehreshoven
Im Siegzufluss Gierzagener Bach wurden bei zwei wassertypischen Keimen bis zu vier Resistenzen festgestellt, was bereits an dieser relativ naturnahen Stelle auf Einflüsse von Antibiotika hinweist.
Die Probe aus der Sieg, hinter der Kläranlage Rosbach entnommen, zeigt zwei Resistenzen eines abwassertypischen Keims. Im Vergleich hierzu ist die Wasserprobe hinter der Kläranlage Eitorf und dem Happacher Campingplatz deutlich stärker belastet. Hier wurden zwei Abwasserkeime nachgewiesen, von denen einer (Klebsiella pneumoniae …, kann Lungenentzündungen verursachen) sich gegen acht von 13 Antibiotika als resistent erwies, sogar gegen drei der vier Reserveantibiotika. Hier liegt also auch im klinischen Sinne Multiresistenz vor. Dies ist ein höchst bedenkliches Ergebnis, dem von offizieller Seite unbedingt nachgegangen werden muss.
Gleiches gilt erst recht für die Agger.
Bereits oberhalb von Ründeroth liegen Multiresistenzen vor gegen sieben von 13 Antibiotika und ebenfalls gegen drei der vier Reserveantibiotika.
Besonders erschreckend ist der Befund in der Probe, die hinter dem Einlauf der Kläranlage Engelskirchen - Ehreshoven genommen wurde. Hier findet man Colibakterien, die sich gegen elf der zwölf getesteten Antibiotika als resistent erwiesen, darunter auch gegen alle vier eingesetzten Reserveantibiotika. Hier liegt also problematischste Multiresistenz im medizinisch definiertem Sinne vor, Erkrankungen, die durch diese Bakterien ausgelöst würden, wären kaum noch behandelbar.
Der BUND sieht dies als sehr bedenklich an, auch vor dem Hintergrund, dass die Agger im weiteren Verlauf durchaus gerne als Badegewässer benutzt wird und fordert den Aggerverband als zuständigen Kläranlagenbetreiber auf, sich diesem Problem zu stellen. Sowohl an der Sieg, aber erst recht an der Agger, bei Ehreshoven, legen die Ergebnisse den Schluss nahe, dass dies v.a. auf Einflüsse der an den Kläranlagen angeschlossenen Krankenhäuser zurückgeführt werden kann.
Es ist unbedingt zu untersuchen, mit welchen Maßnahmen, z.B. direkte Behandlung der Krankenhausabwässer, dieser bedenklichen Entwicklung begegnet werden kann. Der BUND fordert die zuständigen Behörden und Institutionen dringend auf, sich gezielt diesem Problem zu stellen.
V.i.S.d.P.:
Paul Kröfges
Vorstandmitglied der BUND Regionalgruppe Kölns
Sprecher BUND Landesarbeitskreis (LAK) Wasser
Mitglied des BUND Bundesarbeitskreises (BAK) Wasser
Mitglied der BUND Rhein AG/NGO Beobachter bei der IKSR
BUND - Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Landesverband NRW e.V.