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Stadtbäume – BUND warnt vor "Wünstenbäumen"
Spätestens im Nachgang der heißen Wochen wird vielerorts der Wunsch lauter, den Baumbestand in der Stadt an den Klimawandel anzupassen. Der BUND warnt dabei ausdrücklich davor, diese Anpassung durch die Auswahl besonders trockenresistenter, oft exotischer Baumarten vorzunehmen. Denn diese Bäume wie z.B. der Ginko vertragen Trockenheit vor allem aufgrund ihrer Eigenschaften, wenig Wasser zu verdunsten. Damit tragen sie zur Verbesserung des Stadtklimas und zur Abkühlung in heißen Sommernächten wenig bei. Genau diese Aufgabe soll aber durch Stadtbäume in heißen Sommernächten erfüllt werden, um eine Kühlung zu bewirken. Das Kleinklima der Stadt verbessert sich umso stärker, je größer die Verdunstungsleitung der Bäume ist. Optimal sind daher Bäume, die über große Kronen aus möglichst feuchten Böden möglichst viel Wasser abgeben.
Die Auswahl der Stadtbäume orientiert sich dagegen oft nicht an dieser Klimaleistung, sondern am geringen Pflegeaufwand. Eine solche Betrachtung greift jedoch zu kurz, wenn Bäume dem Menschen das Leben in der Stadt erleichtern sollen.
Zugleich wird der Schutz der Altbäume immer bedeutender, da sie, fest und tief verwurzelt, durch ihre Verdunstungsleistungen den Jungbäumen eine gewisse Entlastung gewähren. In einer immer baumärmeren Stadt gelingen Neupflanzungen schwerer, da die Mithilfe bei der Kühlung fehlt.
Anpassungsstrategien an trockene Sommer in der Stadt sollten daher am Bodenschutz und an der Wasserversorgung der Stadtbäume ansetzen. Das Niederschlagswasser des ganzen Jahres vor allem der Dachflächen muss verstärkt vor Ort versickert werden und steht dann als Bodenwasservorrat den Bäumen zur Verfügung! Dazu eignen sich Versickerungssatzungen der Kommunen gemäß § 44 Landeswassergesetz. Damit sind auch in der Stadt verdunstungsstarke, heimische Baumarten möglich wie die Sommerlinde und der Bergahorn. Zugleich sollte die heute übliche, völlig unnatürliche Einleitung von Niederschlagswasser in Oberflächengewässer, also Bäche und Flüsse, langfristig erheblich reduziert werden, sie führt dort zu massiven ökologischen Problemen.
Der Bodenschutz muss in der Stadt eine neue Qualität erreichen, damit Bäume nicht durch Bodenverdichtungen und Schadstoffe daran gehindert werden, viele Meter tief in das Erdreich einzuwurzeln und sich dort die Wasservorräte der Winterniederschläge zu erschießen. Und schließlich benötigen Bäume Platz: Die Standardbaumscheibe mit oft weniger als 15 qm reicht nicht für einen neu gepflanzten Baum aus, der das Klimageschehen der Stadt einmal aktiv verbessern soll. Insofern sind auch Stadtparks, breite Grünachsen und unbebaute Einzelgrundstücke stadtökologisch und für das Stadtklima entscheidend.
Im Zusammenhang mit den notwendigen Rückhalteflächen für Starkregenereignisse im Siedlungsbestand ergibt sich jedoch ein hohes Flächenpotential, das für diese Schutzzwecke gesichert und vorgehalten werden sollte. In vielen Flächennutzungsplänen fehlen dazu aber die notwendigen Konzepte.
Der BUND regt konkret die folgenden Punkte an:
• Aufstellung von kommunalen Versickerungssatzungen
• Versickerungskonzepte für Dachniederschlagswasser konsequent umsetzen
• Heimische, verdunstungsstarke Baumarten in der Stadt fördern
• Grünflächen gezielt sichern und neu entwickeln
• Hochwasservorsorge und Stadtbäume konzeptionell verknüpfen
V.i.S.d.P.:
BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg
Achim Baumgartner (Sprecher)
Steinkreuzstraße 10/14
53757 Sankt Augustin
02241 145 2000