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Pressemitteilungen > 2016

Naturschutz kommt nicht vom Fleck – Brückenplanungen an der Sieg behindern Entwicklung

Rhein-Sieg-Kreis, 17.10.2016: Zahlreiche Menschen nutzen die Siegaue als Erholungsgebiet. Das ist möglich, solange die Natur nicht darunter leidet und wenn im Laufe der Zeit gemäß den rechtlichen Vorgaben aus dem Landschaftsplan bzw. der Schutzgebietsverordnung sich bietende Entwicklungspotentiale systematisch zu Gunsten der Natur ausgeschöpft werden. Wichtige Zielarten wie Knäck- und Löffelente, Blaukehlchen und Wachtelkönig sind jedoch wegen ständig neuer Eingriffe in die Siegaue bereits verlorengegangen. Zugleich zeigt das Gebiet, dass der aktuell wegen Niedrigwasser entfallende Freizeitbootsverkehr von vielen Tierarten sehr rasch positiv honoriert wird. "An der Sieg sind z. B. Fischadler, Blaukehlchen und Wachtelkönig als Brutvögel möglich. Eine natürlich fließende Sieg in einer breiten Aue böte auch für die Menschen ein einzigartiges Erlebnis. Das Naturschutzgebiet Sieg trägt europaweit wirkende Schutzaufgaben, dabei braucht es einfach mehr Hilfe und Rechtsvollzug als bisher!" betont der BUND durch seinen Kreisgruppensprecher Achim Baumgartner.

Tatsächlich bleibt diese Hilfe aber seitens der Vollzugsbehörden aus: Deichrückverlegungen und die Verlegung von Sportplätzen scheitern am kommunalen Widerstand, eine Neukonzeption der Wegeführungen in der Aue steht seit langem aus, Nutzungen wie das Befahren mit Booten oder Ackerbau in der Aue bleiben trotz erheblicher negativer Wirkungen zugelassen.

Gerade vor diesem Hintergrund sind die beiden aktuellen Brückenplanungen in Windeck-Dreisel und Hennef (Horstmannsteg) kritisch zu hinterfragen. Beide Planungen behindern die weitere Naturschutzentwicklung der Sieg auf viele Jahrzehnte erheblich: Sie durchschneiden ruhige Rückzugszonen der Tierwelt entweder erstmals oder blockieren große Entwicklungspotentiale. Darauf weist der BUND in seinen Stellungnahmen (s.u.) zu den beiden Beteiligungsverfahren hin. Für derartige Eingriffe fehle einfach die konzeptionelle Grundlage und die rechtliche Basis.

Denn in beiden Fällen stehen für das Nutzungsinteresse zumutbare Alternativen zur Verfügung: Eine Wegeverbindung existiert in Dreisel über den Höhenrücken nach Mauel bis nach Schladern, sie könnte baulich weiter verbessert werden. In Hennef kommt eine Bündelung der gewünschten Siegquerung mit der bestehenden Autobahnbrücke in Frage. Beide Alternativen erlauben es, das Nutzungsinteresse der Menschen und den im Naturschutzgebiet vorrangigen Naturschutz miteinander zu vereinbaren. Dagegen haben die bestehenden Brückenplanungen für die Natur im eigenen Schutzgebiet gravierende Nachteile.

Die vom BUND geforderten Alternativen sind verständlich, wenn anerkannt wird, dass die Naturschutzgebiete formal ausgewiesene Vorrangräume für die Natur sind, die einen Schutzraum für bedrohte Arten darstellen. Sie sollen gemäß den Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes sonst verdrängte Natur bewahren und aktiv fördern. In den Schutzgebieten muss die Natur daher auch für störungsempfindliche Arten ihre Leistungsfähigkeit entfalten können. Erholung in der Natur hat die Natur zur Grundlage, das sollte nicht vergessen werden.

Stellungnahme zum Neubau des Horstmannstegs in Hennef
Stellungnahme zum Befreiungsverfahren zum Neubau einer Radwegequerung zwischen Dreisel und Schladern

V.i.S.d.P.:
BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg
Achim Baumgartner (Sprecher)
Steinkreuzstraße 10/14
53757 Sankt Augustin
02241 – 145 2000

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