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Pressemitteilungen > 2011
Glasfassade vor Gericht - BUND klagt für wirksamen Vogelschutz
Königswinter, 19.8.2011: Tödlichen Vogelschlag an Glasscheiben kennt fast jeder von der
eigenen Wohnung oder vom Arbeitsplatz. Jährlich verunglücken Millionen Vögel an Glasscheiben.
In der Regel trifft es dabei Arten wie Amseln oder Meisen, die noch eher häufig sind.
Anders ist es beim Neubau des Glaskubus auf dem Drachenfelsplateau. Der zukünftige Standort im
Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet des Siebengebirges, einem der ältesten Naturschutzgebiete
Deutschlands, ist dicht umgeben von Revieren seltener Vogelarten, etwa der Zippammer, der
Zaunammer, des Wanderfalken oder des Uhus. Von der Zippammer kommen in ganz Nordrhein-
Westfalen nur etwa 15 Brutpaare vor, der Brutplatz der Zaunammer ist landesweit einmalig.
Solche seltenen Arten sehen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das
Vogelschutz-Komitee e.V. durch die Fassadengestaltung des gläsernen Restaurantneubaus in
Gefahr. Achim Baumgartner, der Sprecher des BUND Rhein-Sieg, weist seit Jahren immer wieder
auf diesen absehbaren Konflikt hin: "Wir hätten das Problem Vogelschlag gerne stärker bereits in
der Wettbewerbsausschreibung zur Neuplanung des Drachenfelsplateaus berücksichtigt gesehen.
Jetzt soll gebaut werden, aber trotz einiger Abstimmungsgespräche fehlen wirksame
Schutzvorgaben im naturschutzrechtlichen Bescheid des Rhein-Sieg-Kreises." Daher hat der
BUND-Landesverband Nordrhein-Westfalen am 2. August Klage beim Verwaltungsgericht Köln
erhoben. Diese Klage richtet sich gegen den Bescheid vom 1. Juli 2011 an die Stadt Königswinter,
mit dem der Rhein-Sieg-Kreis als Naturschutzbehörde der Fassadengestaltung des Glaskubus
zustimmt. Anwaltlich wird der BUND dabei von Dr. Frank Niederstadt (Hannover), einem
ausgemachten Fachmann im Bereich des Naturschutzrechtes, vertreten. Das Vogelschutz-Komitee e.V. unterstützt den BUND bei dieser Klage.
Die Stadt Königswinter setzt bisher auf Glas mit ultravioletten Markierungen, die zwar nicht für
Menschen, aber für Vögel gut sichtbar sein sollen. "Tatsächlich lässt sich aber der Erfolg des Glases
in Versuchen nicht oder nur in einem sehr geringen Maße belegen. Anderslautende Einschätzungen
gehen offenbar auf Fehler bei der Interpretation der Versuche zurück", korrigiert Baumgartner die
Position der Stadt. "Jüngste Untersuchungen ergeben, dass dieses Glas ähnlich wirke wie normales
Fensterglas. Damit ist also kein wirksamer Schutz für die Vögel zu erzielen. Außerdem können
etliche Vogelarten gar nicht im UV-Lichtbereich sehen."
Der BUND fordert nun, beim Neubau des Glaskubus die Vögel durch wirksame Maßnahmen zu
schützen, deren Erfolg tatsächlich erwiesen sei. Dabei könne als Bewertungsmaßstab die
Österreichische Norm 191040 "Vogelschutzglas" herangezogen werden. Entsprechend wirksame
Markierungen, etwa aus sicher sichtbaren, dünnen schwarzen oder orangefarbenen Streifen auf dem
Glas, seien wissenschaftlich getestet und am Markt verfügbar. Bei manchen dieser Muster genüge
schon eine Abdeckung der Fensterfläche von weniger als 10 Prozent, um fast alle Vögel vor dem
Scheibenanprall zu schützen. "Diese Markierungen retten zahlreiche Vogelleben, und trotzdem
können die Besucher des Restaurants weiterhin die Aussicht genießen", ist Baumgartner überzeugt.
Der BUND ist enttäuscht darüber, dass es nicht gelungen ist, die hohe Brisanz des Problems zu
vermitteln. "Dabei ist die Tragweite des Konfliktes bereits heute überdeutlich erkennbar", mahnt
Baumgartner. "Die Konflikte mit dem Vogelschlag am Posttower, an dem jährliche hunderte Vögel
sterben, sei seit Jahren bekannt und erst im Januar des Jahres ist am Drachenfelsgebäude ein Uhu
verunglückt."
V.i.S.d.P.:
BUND Rhein-Sieg-Kreis
Achim Baumgartner (Sprecher)
Steinkreuzstraße 14
53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241 - 2007566
Wer sich einen Eindruck von hoch wirksamen Vogelschutzmarkierungen verschaffen möchte, der möge den hier hinterlegten Prospekt (PDF-Datei, 800 KB) einer österreichischen Firma studieren.
Weitere Informationen finden Sie unter Themen + Projekte -- Vogeltod an Glasscheiben.