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19.01.2012 - Naturschutzverbände fordern Runden Tisch zum Artenschutz

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Naturschutzverbände fordern Planungsstopp undRunden Tisch zum Artenschutz in Bonn, Alfter und Bornheim

Bonn, Alfter, Bornheim 19.1.2012
Der NABU Bonn und die beiden BUND Kreisgruppen Bonn und Rhein-Sieg fordern einen Runden Tisch zum Artenschutz für den Freiraum zwischen Bonn, Bornheim und Alfter. Denn die Planungen der drei Kommunen sowie des Landesbetriebes Straßen NRW in dem Raum zwischen Hersel, Alfter, Dransdorf und Buschdorf führen kurzfristig zum lokalen Aussterben der gesetzlich geschützten Vogelarten Kiebitz, Feldlerche und Rebhuhn sowie zu dramatischen Arealverlusten bei der Wechselkröte. Unstrittig gibt es viele behördliche Schutzkonzepte, sie zeigen aber in der Fläche keine ausreichende Wirkung. Ersatzlaichgewässern fehlt das Wasser, Krötentunnel enden vor Industriehallen, Verbundachsen werden durch neue Bauvorhaben zerschnitten. Verbliebene Rückzugsflächen werden bebaut oder durch neue Nutzungen gestört. Kurzum, selbst die geplanten Notlösungen für die Natur bleiben größtenteils wirkungslos. Es ist daher dringend eine erneute und interkommunale Abstimmung und Koordination der Maßnahmen erforderlich.

Als Partner am gemeinsamen Runden Tisch wünschen sich die Naturschutzverbände neben den drei Kommunen und den beiden unteren Landschaftsbehörden auch den Landesbetrieb Straßen, die höhere Landschaftsschutzbehörde sowie die beiden Biologischen Stationen. Eine Einladung könne von einer der beiden unteren Landschaftsbehörden ausgesprochen werden.
Anlass für die aktuelle Forderung ist die Planung der Stadt Bonn, ein weiteres Baugebiet ("Im Rosenfeld") gerade in dem so wertvollen, bedrängten Freiraum zu entwickeln.

Dass der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und der Artenvielfalt wichtig ist, darüber herrscht offiziell unter allen Parteien und in allen Gremien Einigkeit. Denn singende Vögel und blühende Wildblumen sind für sehr viele Bürgerinnen und Bürger Teil ihrer Lebensqualität. Wenn eine der Arten verschwindet, die durch das EU-Recht besonders geschützt wird, dann verschwindet nicht nur diese eine Art, sondern ein ganzer Lebensraum, für den die herausgehobenen Arten jeweils stellvertretend stehen. Kiebitz, Feldlerche, Rebhuhn stehen dabei für eine bunte, lebendige Agrarlandschaft, und die Wechselkröte für die Nähe zum Rhein.

Neben den Tierverlusten sehen die Naturschützer auch sich massiv aufbauende Probleme für die kommunalen Planungen selbst. Denn wenn der Nachweis nicht gelingt, dass die Arten gemäß den bisherigen Konzepten in den Bebauungsplänen und Planfeststellungsbeschlüssen auch tatsächlich erhalten werden, werden die Pläne rechtsfehlerhaft und sind nicht mehr vollzugsfähig. So könnte der Bau der L183n am Ende doch noch ausfallen und längst verwirklichten Gewerbehallen würde das Baurecht entzogen. Denn die Pläne und Genehmigungen sind jeweils an die Tauglichkeit und den wirksamen Vollzug der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie der Artenschutzmaßnahmen gekoppelt!

Es ist enttäuschend, dass trotz zahlreicher Gutachten und Artenschutzkonzepte die Realität für die Arten in der Landschaft zwischen Alfter, Bonn und Bornheim gar nicht positiv aussieht. "Der Schutz existiert vor allem auf dem Papier, das bekanntlich geduldig ist", ärgern sich Alexander Heyd und Horst Feige vom NABU Bonn über fehlende Koordination und fehlende Erfolgskontrollen. Und so führen immer neue Baugebiete, wie jetzt wieder "Im Rosenfeld" in Bonn, Ideen, die Herseler Deponie mit Solarpaneleen zu überziehen und die geplanten Radwege im Rahmen des Grünen C durch ungestörte Brutgebiete zusammengenommen zu einem "Aus" für die Natur.
Der Weg zu diesem Aussterben sei denkbar einfach, erklärt Ulrike Aufderheide vom BUND Bonn die Situation. "Denn jeder Eingriff für sich genommen ist irgendwie vertretbar, aber die notwendige Zusammenschau bleibt einfach aus, weil keiner die Schlusserklärung abgeben will: 'Rien ne va plus'". Da sei schon die Konkurrenz der Kommunen untereinander davor.
Auch im Detail sei der Weg hin zu immer weiteren Eingriffen leicht zu meistern, ergänzt der Sprecher der BUND Kreisgruppe Rhein-Sieg, Achim Baumgartner, man brauche lediglich betroffene Arten bei Kartierungen zu übersehen, z. B. indem Untersuchungsgebiete
zu klein abgegrenzt werden, und verbleibende Konflikte durch Schutzmaßnahmen zu kompensieren, deren Wirkung nie eintrete oder mit dem nächsten geplanten Eingriff erneut zerstört werden. Ein gutes Beispiel sei hierfür der zur Zeit in den politischen Gremien
der Stadt Bonn beratene Bebauungsplan "Im Rosenfeld".
Es sei daher mit Blick auf rechtsstaatliche Mindeststandards außerordentlich irritierend, wenn die verschiedenen Städte ein Artenschutzgutachten nach dem nächsten beauftragten und die Arten trotzdem vor Ort ausstürben, die gesetzlichen Schutzvorgaben schlussendlich nicht erfüllt würden - aber keine Aufsichtsbehörde einschreite. Dabei häufen die Städte hier enorme monetäre Umwelthaftungsschäden an, die sie in ihren Haushaltsplanungen noch gar nicht berücksichtigten. Enorme Summen werden schließlich notwendig, um die entstandenen und entstehenden Umweltschäden am Ende ernsthaft und wirksam auszugleichen. Denn dann geht es darum, die "verlorenen" Kiebitze, Rebhühner und Wechselkröte nachweislich wieder anzusiedeln - ein extrem schwieriges Unterfangen. Den Verantwortlichen in den Räten dürfte das gar nicht bewusst sein.

Nun sei es die Verpflichtung der Naturschutzverbände, Alarm zu schlagen.


V.i.S.d.P. / v.d.R.:
Achim Baumgartner
BUND RSK
Steinkreuzstraße 14
53757 Sankt Augustin

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