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10.05.2011 - BUND und Netzwerk Blühende-Landschaft-Königswinter fordern Ende der Mulchmahd

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BUND und Netzwerk Blühende-Landschaft-Königswinter fordern Ende der Mulchmahd

Rhein-Sieg-Kreis, 10.5.2011: Die Wiesen und Wegraine stehen kaum in voller Blüte, da setzen allenthalben die Mähwerke ein, um dem bunten Treiben ein Ende zu bereiten. Dass neben dem Verlust der Blütenpracht vor allem durch die Wahl ungeeigneter Mähwerke Abermillionen Tiere – Insekten, Amphibien, Kleinsäuger und Vögel – zerhackt werden, darauf machen jetzt der BUND Rhein-Sieg-Kreis und das Netzwerk Blühende-Landschaft-Königswinter gemeinsam in einer Pressemitteilung aufmerksam. Sie fordern insbesondere die Kommunen und den Landesbetrieb Straßen NRW auf, auf Mulch-, Schlegel- und Saugmäher konsequent zu verzichten.
Bei diesen Geräten wird das Mähgut mit allen anhaftenden, fliegenden und sich ins Gras fallenlassenden Tieren aufgewirbelt und zerhackt. Dadurch kommt es zu einem regelrechten Aderlass der Populationen. Dem Einsatz solcher Geräte fällt dann nahezu alles zum Opfer, was sich im Mähstreifen aufhält.

Ganz anders bei der dem modernen Stand der Technik angepassten und auch ökonomische Vorteile bietenden Balkenmähtechnik. Hier schneidet ein relativ langsames Messer die Pflanzen sauber ab. Die Tiere haben durch das nur in einer Ebene arbeitende Messer eine wesentlich größere Chance, dem Tod zu entkommen.

So wurde bereits durch viele Studien – z.B. der von Oppermann und Classen (Naturverträgliche Mähtechnik, 1998) – belegt, dass durch den Einsatz von Balkenmähern gegenüber Rotationsmähwerken eine Reduzierung der Schädigungsrate je nach Tierart um rund zwei Drittel erreicht werden kann. Bei Honigbienen wurde eine Schädigung von bis zu 106.0000 Tieren pro Hektar (entspricht 3 Völkern) durch Rotationsmähwerke mit Aufbereitern festgestellt. Schlegelmähwerke, wie sie in der Kommunalpflege eingesetzt werden, verursachen nach Studien von Löbbert et al. (1994) Fauna-Verluste von 40 bis 100 Prozent.

Weitere Studien zeigen, dass neben der eingesetzten Technik die Schnitthöhe – optimal sind 12 Zentimeter – und auch der Tageszeitpunkt – am besten früh morgens und spät abends – von entscheidender Bedeutung sind. Auch bietet ein naturschonend angelegtes Mähmanagement – wie die Katalogisierung von Mähbereichen, die nur teilweise Mahd und das Stehenlassen von besonders blütenreichen Bereichen sowie die abwechselnde Mahd – hervorragende und kostenneutrale Möglichkeiten, der Fauna Rückzugsbereiche und Wanderkorridore zu erhalten.
In einer mehrheitlich überdüngten Agralandschaft kommt insbesondere den nährstoffarmen Feldwegen und Straßenrändern eine besondere Bedeutung zu. Hier wachsen und blühen zum Teil noch Kräuter und Blumen, die auf anderen Flächen bereits nicht mehr vorhanden sind.

Den beiden Sprechern, Herrn Urban Kurscheid (Netzwerk) und Achim Baumgartner (BUND) ist absolut bewusst, dass sicherheitsrelevante Bankette entlang der Straßen aus Sicherheitsgründen frei gehalten und Wiesen zur Ausprägung der typischen Wiesenvegetation grundsätzlich gemäht werden müssen. Dass jedoch inzwischen großflächig und nahezu ausnahmslos fein zerhackende Mähwerke eingesetzt würden, trage sehr zur Verarmung der Pflanzen- und Tierarten bei und sei nicht angemessen. Selbst sogenannte Ausgleichsflächen, also Flächen, die ausschließlich dem Schutz der Natur dienten, würden von den Kommunen mit Mulch- bzw. Schlegelmähern gemäht, wodurch ein großer Teil der zugesagten Entwicklungsziele verloren ginge. Bei der Mahd werde das Mähgut mitsamt den Tierleichen auf den Flächen liegen gelassen. Dort wirke es je nach Zersetzungsgeschwindigkeit wie eine Mulchschicht, die eine natürliche Entwicklung der Wiesen und Bankette erschwere. Die Rückführung der Nährstoffe aus dem Mähgut in den Boden verhindere zudem an den meist ohnehin nährstoffreichen Standorten die naturschutzfachlich gewünschte "Aushagerung". Nur unter sehr speziellen Bedingungen, etwa als winterliche Erstpflege einer Brache, könne die Mulchmahd auch im Naturschutz sinnvoll eingesetzt werden, in der Regel stünden ihr aber tierökologische Bedenken entgegen.

Die immer weiter sinkende Vielfalt der Tier und Pflanzenwelt sowie die unabsehbaren Folgen klimatischer Veränderungen geböten ein naturschonendes Pflegemanagement, zumal dadurch auch Kosten gespart und das Landschaftbild aufgewertet werden könne. Es diene dem Nachhaltigkeitsgrundsatz.

In Königswinter habe man nun nach einem entsprechenden Antrag der dortigen Agenda21-Gruppe „Natur & Umwelt“ den Willen bekundet, sich in einem interfraktionellen Arbeitskreis zusammen mit dem städtischen Baubetriebshof und dem Netzwerk „Blühende-Landschaft-Königswinter“ darüber Gedanken zu machen, wie man die Natur vor unnötigen Verlusten schützen könne, ohne dafür mehr Geld ausgeben zu müssen. Nur leider warte man noch – während bereits die ersten Wegraine wieder in gewohnter Manier geschlegelt würden – auf einen entsprechenden Termin. Bleibt zu hoffen, dass dies bald geschehe, damit endlich eine tier- und pflanzenschonende Technik oder wenigstens ein verbessertes Pflegemanagement angewendet werde.

blühender Wegsaum

gemähter Wegsaum – und die Tiere?

Netzwerk Blühende-Landschaft-Königswinter
Urban Kurscheid
Am Lindenbaum 4
53639 Königswinter
Tel.: 02244 - 870246


BUND Rhein-Sieg-Kreis
Achim Baumgartner
Steinkreuzstraße 14
53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241 - 2007566

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