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Pressemitteilungen > 2012
Weiden ohne Gras - ist das die Zukunft für das Vorgebirge?
Oder eine blühende Obstbaumlandschaft mit gesunden Wiesen?
Heimat- und Naturschutzvereine warnen vor neuem Pferdehof
Bornheim, 4.11.2012: In dieser Woche berät der Ausschuss für Verkehr, Planung und Liegenschaften über die Ansiedlung eines neuen Reiterhofes im traditionellen Naherholungsgebiet des Vorgebirges unweit des Heimatblicks. Bisher ist geplant, den neuen Hof für bis zu 48 Großpferde am Brombeerweg gegenüber dem Naturschutzgebiet "Kiesgrube am Blutpfad" zu errichten.
Die im Kuratorium "Rettet das Vorgebirge" zusammengeschlossenen Heimat- und Naturschutzvereine im Vorgebirge warnen vor der absehbaren Zerstörung der traditionellen Naherholungslandschaft im Vorgebirge. "Wir haben den Kampf gegen den Quarzabbau nicht betrieben, um nun die besondere Vorgebirgslandschaft durch neue Hofanlagen zu zerstören", fühlt sich der Kuratoriumsvorsitzende Klaus Fietzek von den Plänen der Stadt, das Vorhaben ohne weiteres zulassen zu wollen, um den Erfolg jahrzehntelanger Schutzbemühungen betrogen.
Dem Vorhaben stehen erkennbar öffentliche Belange entgegen, die im Flächennutzungsplan und im Landschaftsplan dargestellt und abgesichert sind. In der freien Feldflur einen ganz neuen Reitbetrieb aus dem Boden zu stampfen, sei daher mit dem Schutz der Landschaft unvereinbar und durch die Wahl eines geeigneten Standortes auch absolut vermeidbar. Schließlich stünden bei der Standortsuche zahlreiche Kommunen zur Auswahl. Und selbst in Bornheim wäre ein Standort im Bereich des Golfplatzes oder westlich der L 182 wesentlich verträglicher.
Der Flächennutzungsplan sieht das betroffene Gebiet ausdrücklich als Landschaftsraum mit einer besonderen Eignung für die Naherholung, der Landschaftsplan unterstreicht diese Zielsetzung. Der Bau einer Reitanlage, der später auch ein Wohnhaus folgen kann, die Anlage von privaten Parkplätzen und ein reger Reitbetrieb sowie Fahrverkehr auf den Spazierwegen dienen eindeutig nicht der Naherholung.
Das Vorhaben steht zudem im Widerspruch zu dem Regionaleprojekt des "Grünen C", das mit Millionenaufwand zur Sicherung eines freien Landschaftsbandes zwischen Alfter, Bornheim, Troisdorf und Sankt Augustin beitragen sollte. Noch während der Aufbauphase des Grünen C - gerade werden in Bornheim die Textstelen am durchgehenden "Link" vorbereitet - droht nun bereits der Schutz der Landschaft zu bröckeln. "Kommt es zu einer Hofansiedlung in der Förderkulisse des Grünen C, war das Geld für das gesamte Konzept eine blamable Fehlinvestition des Landes!" ärgert sich Andreas Owald vom Bornheimer BUND über die geringe Halbwertzeit politischer Absichtserklärungen. Denn auch Schutzgebiete bräuchten dauerhafte Entwicklungsperspektiven.
Horst Feige vom NABU Bonn erinnert zudem an die hohe Bedeutung der betroffenen Landschaft für seltene Arten wie den Wespenbussard und den Neuntöter. Jüngste Hinweise auf den Ziegenmelker, eine seltene Nachtschwalbenart, unterstrichen, dass ein zusätzlicher Reitbetrieb mit bis zu 48 Großpferden und der damit verbundenen Nutzungsintensivierung fehl am Platz sei.
Die Landschaftsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises erkennt dagegen keine entgegenstehenden öffentlichen Belange für die Hofansiedlung am Brombeerweg, obwohl die kreiseigene Bauaufsicht im Jahr 2001 dem Pferdehalter auf der Witterschlicker Höhe bereits keinen Hofneubau genehmigen konnte (GA 5.7.2001). Gegen die insgesamt unverständliche Entscheidung der Landschaftsbehörde hat der BUND deshalb eine Aufsichtsbeschwerde bei der Höheren Landschaftsbehörde in Köln (Bezirksregierung) eingereicht.
Außerdem wird der Pferdehof am Brombeerweg Gegenstand der Beratungen in der nächsten Sitzung des Landschaftsbeirates. Seitens der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) liegt ein entsprechender Antrag vor, den Herr Michael Pacyna eingebracht hat. Der Kreis hatte bisher auf eine Beratung im Landschaftsbeirat verzichtet.
Keiner der Vereinsvertreter widerspricht grundsätzlich der Haltung von Pferden. Die Anlage eines neuen Hofes sollte aber jenseits eines Gebietes erfolgen, das von alters her eine herausgehobene Erholungsfunktion innehat. Kritisch sei auch, dass der geplante Bauplatz keineswegs an die Weideflächen angrenze und ein geordneter Wasser- und Abwasseranschluss
fehle. Brunnen und Kleinkläranlage seien keine Lösung für eine große Hofanlage. Der Standort wirke geradezu improvisiert, Konflikte seien vorprogrammiert.
V.i.S.d.P.
Kuratorium "Rettet das Vorgebirge"
Klaus Benninghaus
Zentwinkelweg 10
53332 Bornheim
Tel.: 02222 - 1697
www.kuratorium.org
Im Bürgerinfoportal der Stadt Bornheim finden Sie Unterlagen zum " Bauantrag zur Errichtung eines Reiterhofes am Brombeerweg in Roisdorf":
- die Vorlage für die Sitzung des Ausschusses für Verkehr, Planung und Liegenschaften am 7.11.2012
- die vom Rhein-Sieg-Kreis (Amt für Natur- und Landschaftsschutz, Bauvorhaben, Landschaftsplanung, Artenschutz) erteilte Ausnahmeerlaubnis zum "Neubau einer Betriebsstätte für Pferdewirtschaft"
- Karten zur Lage des Grundstücks und zu den geplanten Gebäuden