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Pressemitteilungen > 2010
E-Bikes passen nicht ins Naturschutzgebiet Siebengebirge
BUND hinterfragt Projektideen des Masterplanes
Naturpark Siebengebirge, 1.6.2010:
Mit dem "Masterplan Tourismus und Naturerlebnis Siebengebirge" beabsichtigt der Rhein-Sieg-Kreis als Wirtschaftsförderer einen Grundstein für die weitere Vermarktung des Siebengebirges zu legen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) meldet nach der Veröffentlichung des Gutachtens nun Bedenken gegen einzelne Projektideen des Masterplanes an. Er sieht das Ziel, mit einer behutsamen Umweltbildung auch zur Entlastung des Siebengebirges beizutragen, gefährdet und fordert entsprechend einen baldigen Umweltchek der Projektideen. Das, was schon einer groben Prüfung offenkundig nicht standhalte, müsse unmittelbar gestrichen werden.
"Wir sind erstaunt, dass die jahrelange Nationalparkdebatte den Wirtschaftsförderern des Kreises offenbar nicht vermitteln konnten, wie sensibel das Siebengebirge ist.", bedauert der Sprecher der Kreisgruppe des BUND die Ergebnisse des Masterplanes. Wie sonst könnten Ideen in das Konzept aufgenommen werden, die den Schutz des Gebietes weiter erschweren würden?
Besonders kritisch sieht der BUND den erwogenen Aufbau eines Netzes an E-Bikes, also eines Leihnetzes für Fahrräder, die die Radler durch die Kraft von Elektromotoren unterstützen. Ganz neue Nutzer, die ohne eigene körperliche Anstrengung das Wegenetz intensiver als jeder Wanderer beanspruchen würden, in das Siebengebirge zu locken, schade dem bisher immer wieder hervorgehobenen Wert des Gebietes speziell für Wanderer und Spaziergänger. Mit E-Bikern werde außerdem ein Publikum gefördert, das eben nicht die direkte Erfahrung mit der Natur suche. E-Bikes zerstörten eher das, was das Schutzgebiet ausmache oder ausmachen solle, ruhige und sinnbetonte Erholung in der Natur. E-Bikes seien Konkurrenten auf den Wegen und sie führten zu mehr Ausflugstouristen, die lediglich Torte und Fernblicke im Siebengebirge 'abgreifen' möchten, ohne sich mit der Natur auseinander zu setzen, einer Natur, die eben steile und anstrengende Wege bereit halte. Das Typische des Siebengebirges ist es, sich die Fernblicke durch längere Fußwege erwandern zu müssen, das sollte ungestört möglich sein.
Ebenfalls nicht vorstellbar sei ein Waldgipfelpfad im Naturschutzgebiet Siebengebirge. Hierfür seien ausschließlich Flächen jenseits der Schutzgebietsgrenzen denkbar, weshalb ein solches Vorhaben bislang immer für den Birlinghovener Wald in Sankt Augustin im Gespräch gewesen sei, weil dieser außerhalb des Schutzgebietes, aber noch innerhalb des Naturparkes liege.
Gerade im relativ ruhigen Bad Honnefer Teil des Siebengebirges, der entsprechend auch von den Bürgerinnen und Bürgern Bad Honnefs als Naherholungsraum geschätzt werde und der als wertvolles Rückzugsgebiet für die bedrohten Tierarten diene, den Tourismus zu verstärken, sei nicht zielführend.
Erhebliche Befürchtungen löse schließlich die Idee aus, man wolle im Zuge der "Geobühne" den Zugang zu Steinbrüchen erschließen, die bereits unter Naturschutz stehen. Gerade die Steinbrüche, sowohl die noch tätigen als auch die historischen, beherbergen viele bedrohte Arten und vor allem dort brüten zahlreiche geschützte Vögel wie der Uhu. Die Steinbrüche sollten als zentrale Entwicklungsräume des Naturschutzes geachtet und gesichert werden. Diese nun touristisch 'einnehmen' zu wollen, wecke tiefes Misstrauen.
Ebenso kritisch sind Hinweise, nun doch noch auf dem Drachenfelsplateau eine Freilichtbühne aufbauen zu wollen oder nachts im Schutzgebiet Events anbieten zu wollen.
Mit der Forderung, das bestehende Angebot an Umweltbildung besser zu erschließen und darzustellen und geeignete Zugangsportale in das Siebengebirge zu schaffen, gibt es jedoch auch grundsätzliche Gemeinsamkeiten mit den Vorstellungen des BUND. Deshalb sei eine Koordination der Pläne durchaus lohnenswert und sinnvoll. Hierbei stehen der BUND, aber auch andere Vereine wie der Bürgerverein Nationalpark Siebengebirge, als konstruktiver Partner gerne zur Verfügung!
V.i.S.d.P.:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Kreisgruppe Rhein-Sieg
Achim Baumgartner (Sprecher)
Steinkreuzstraße 14
53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241 2007566